Der Kalkofen Wenning-Wieter

Quelle: "Heimatbuch Uffeln" (Uffeln - Geschichte eines Ibbenbürener Ortsteils v. Helmuth Rode u. Klemens Eßlage)


  • 1894 kaufte Karl Gerhard Wieter einen 2.800m² großen Kalksteinbruch von Bange (heute Helmer). Der Mittellandkanal war noch nicht gebaut. Der Kalkofen, ein Schachtofen mit einem Fassungsvermögen von rd. 7 m³, wurde abseits des Kalksteinbruches und unterhalb des Kalkberges gebaut. Das Wesentliche am Schachtofen ist der runde Querschnitt und eine innere Ausmauerung mit feuerfesten Steinen.
  • Bei der Beschickung des Ofens wurde zunächst der Boden des Ofens mit Buschen und Kleinholz befüllt. Darauf wurde dann abwechselnd eine Schicht von 20 cm rohem Kalkstein und 5 cm Magerkohle geschichtet bis der Kalkofen insgesamt befüllt war. Nach 2 Brenntagen konnte der untere gebrannte Kalkstein aus den Ausziehöffnungen, die sich am Boden befinden, entnommen werden. Schichtweise wurde dann wieder von oben nachgefüllt. So konnte im Schachtofen ein kontinuierlicher Brennbetrieb durchgeführt werden.
  • Täglich wurden in den Kalkofen ca 40 „Tonnen“ eingefüllt. Unter einer „Tonne“ verstand man damals zwei Tragefässer mit je 80 Pfund. Diese Tagesleistung von 40 Tonnen entspricht heute 3.200 kg. Beim Brennvorgang werden Temperaturen von über 900 Grad erreicht. Das Kalkgestein verliert dabei rd. 45% seines ursprünglichen Gewichtes.

  • Der gebrannte Kalk wurde überwiegend als Dünger verkauft. Im Frühjahr fiel der größte Bedarf an. Vorwiegend Bauern aus dem Emsland, Osnabrücker Land bis hin nach Hannover transportierten mit ihren Pferdefuhrwerken den Kalk. Aufgrund der zum Teil langen Anfahrtswege erhielten die Bauern eine kostenlose Übernachtung bei Wieter, heute Wenning-Wieter. Die Pferde wurden ausgespannt, in Pferdeställen untergebracht und versorgt.
  • Fuhrwerke, die aus ebenen Regionen kamen, hatten keine Bremsvorrichtungen und benötigten diese auch nicht, da sie keine Steigungen zu überwinden hatten. Der Standort des Kalkofens Wieter war daher für den Transport des Kalkes mit diesen Fuhrwerken vorteilhaft.
  • Der Weg vom Kalksteinbruch zum Ofen (rd. 500 m) war gering und hatte stetiges Gefälle. Dies änderte sich mit dem Bau des Mittellandkanals in den Jahren 1910-1913. Umwege über die Kanalbrücke bei Bäumer mussten zur Beschickung in Kauf genommen werden. Aufgrund der steilen Rampe konnten die Pferde nur noch zur Hälfte mit Kalkstein beladene Wagen transportieren.
  • Bis 1935 blieb der gebrannte Kalk ein bedeutsamer Umsatzträger. Im 2. Weltkrieg ließ die Nachfrage nach.
  • Nach dem 2. Weltkrieg bis zur Währungsreform bestand ein großer Bedarf an Düngerkalk. Industriell hergestellte mineralische Dünger waren fast gar nicht zu bekommen. Auch im Winter wurde durchgehend gebrannt. Die Nachfrage ging jedoch zurück, so dass Ende der 40er Jahre im Kalkofen Wieter kein Kalk mehr gebrannt wurde.
  • 1986 wurde der Kalkofen mit Unterstützung des Landschaftsverbandes, der Stadt Ibbenbüren und des Fastnachtverein Uffeln restauriert.
  • Der Fastnachtverein Uffeln nahm 1989 an 4 Tagen den Kalkofen wieder in Betrieb und stellte das Kalkbrennen einer breiten Bevölkerung vor.
  • Der Interessen-Verein und Uffelner Vereine feiern seit 2010 alle 5 Jahre ein 3-tägiges Kalkofenfest. Das Kalkbrennen nach alter Tradition wird im Kalkofen Wenning demonstriert. Historische Landmaschinen und Oldtimer Trecker bereichern das Fest.