Der Waldspielplatz Am Flüddert und seine Geschichte


1982

Den Erzählungen nach bekam ein Junge aus der Siedlung Am Flüddert ein Fußballtor geschenkt. Heute ist dieses aus keinem Garten mehr wegzudenken. Vor über 40 Jahren jedoch war ein Fußballtor im Garten ein Novum. Schnell entwickelte sich dadurch der heimische Garten zum inoffiziellen Sportplatz der Siedlung. Dies führte dazu, dass sich der Rasen und die Blumenbeete bald in einem desolaten Zustand befanden. Also suchte man eine andere Lösung. In der nahegelegenen Lichtung des Waldes fand man einen möglichen Standort. Hier wurde eh schon seit Jahren gespielt und gebolzt, jedoch bisher immer ohne Tor und ohne Spielgeräte.
Nach Rücksprache mit dem Waldbesitzer Josef Helmer, vergrößerten die Eltern des Jungen mit ihrer Doppelkopf-Runde die Spielfläche. Ein zweites Tor wurde gebaut und der Bolzplatz nahm immer mehr Form an.
So entstand im Laufe der Jahre der Waldspielplatz.

Heute kaum vorstellbar, ragten damals noch vereinzelt Wurzeln der Waldkiefern aus dem Spielfeld. Ein Baumstumpf im „Sechzehner“ links vom Tor spielte regelmäßig den letzten Mann. Auch „wuchsen“ dort mehr Tannenzapfen als Grashalme auf dem trockenen, sandigen Feld. So kam mancher Fußballspieler von epischen Fußballschlachten mit aufgeschlagenen Knien und staubiger Lunge erst spät nach Einbruch der Dämmerung nach Hause zurück.
Geschadet hat es nicht. Generationen von Jungen lernten ihre ersten Fußballschritte auf dem Flüddert Spielplatz im Wald. Einige spielten in der Kreisliga, Bezirksliga oder Landesliga, bis hin zur 1. Bundesliga, der Niederländischen Ehrendivision und gewannen sogar den DFB-Pokal.

Aber auch die Mädchen der Flüddert Siedlung standen den Jungen in nichts nach. Abgehärtet durch den Bolzplatz schafften es einige in die Kreisauswahl. Manche spielten Bezirksliga und Landesliga, wurden regelmäßig Kreismeister und einmal sogar Westfalenmeister. Oft nahmen sie an den Westdeutschen Fußballmeisterschaften teil.

1983

Rechtzeitig zum ersten Siedlungsfest aus Anlass des 30-jährigen Bestehens wurden in Eigenleistung und ohne öffentliche Mittel neben der Rasenfläche zum Bolzen ein Sandkasten und weitere Spielgeräte aus Holz und Metall errichtet. Die Kletterstange wurde z.B. aus alten Feldbetten der Bundeswehr geschweißt.

1993

Der Spielplatz wurde großzügig renoviert. Ein Jahr vorher wurde die Siedlungsstraße neu angelegt. Die zurückgebauten Strommasten stellte die Nike Ibbenbüren für kleines Entgelt den Siedlern zur Verfügung. Es wurden Schaukeln, Turnstangen und weitere Spielgeräte aus den alten Strommasten für die Kinder gebaut.

1998

Eine Wetterhütte, die ursprünglich am Kanal aufgestellt werden sollte, wurde nach einem Beschluss vom „Teggelabend“ 1998 den „Flüdderanern“ zur Verfügung gestellt. Diese erklärten sich bereit, die Hütte aufzubauen und sie zu unterhalten. Die finanziellen Mittel kamen von der Kanalverwaltung, die die Kosten als Entschädigung für den Eingriff in die Natur bei der damaligen Kanalverbreiterung zur Verfügung stellte.
Umgehend begann man mit dem Bau der Hütte. Passend zum „Maibaum aufstellen“ wurde sie eingeweiht. Seitdem fanden dort viele schöne Feste statt, die den Anwohnern gerne in Erinnerung bleiben.
Jedes Jahr um Ostern herum traf man sich auf dem Spielplatz zum Arbeitseinsatz. Es wurden kleinere Reparaturen durchgeführt, aufgeräumt und Wald- und Gartenarbeiten erledigt. Anschließend klang der Tag gemütlich in der Gemeinschaft aus.

2009

So langsam nagte der Zahn der Zeit an den selbstgebauten Spielgeräten. Zudem machte sich ein Umbruch bei den Helfern bemerkbar. Viele engagierte Anwohner, deren Kinder mittlerweile erwachsen waren, zogen sich langsam zurück. Die jüngeren Väter übernahmen das Ruder. Der Interessen - Verein stiftete für 458 € das erste neue Spielgerät seit Jahren, eine Wippe. Die Stadt Ibbenbüren stellte zudem einige ausrangierte Spielgeräte vom Aasee zur Verfügung, die nach einer Überarbeitung durch die Anwohner aufgestellt wurden.

2012

Mittlerweile hat sich das Verständnis eines sicheren Spielplatzes geändert. Die alten selbstgebauten Schaukeln aus Strommasten und Treckerreifen waren zwar beliebt bei den Kindern, aber nicht mehr wirklich zeitgemäß. Dazu zählte auch die Sandkastenumrandung aus alten teergetränkten Eisenbahnschwellen. Auch die Rechtslage und die Haftungsfrage traten immer mehr in den Vordergrund, so dass eine Schließung des Spielplatzes drohte.Hier sprang der Interessen - Verein Uffeln ein. Er hat die Betreibereigenschaft für den Spielplatz von der Siedlungsgemeinschaft inklusiver entsprechender Haftpflichtversicherungen übernommen.
Die Anwohner erarbeiteten ein Konzept für die Neugestaltung des Spielplatzes. Sie sollte ca. 6.000 € kosten. Die damalige Firma AkzoNobel aus Uffeln konnte im Zuge eines „Social Sponsoring“ für die Idee gewonnen werden und übernahm freundlicherweise die gesamten Kosten in Höhe von 5.999,06 € für den neuen Spielturm, die Doppelschaukel und die Babyschaukel aus wetterfestem Aluminium. Die Firma Westermann spendete Sandsteine für eine neue Sandkastenumrandung.
Josef Helmer gab erneut seine Zustimmung zum weiteren Betrieb des Spielplatzes in seinem Waldstück. So begann man mit dem Abriss des alten Spielplatzes. Die Freude war groß als der Sattelschlepper mit den neuen Spielgeräten eintraf. Dank zahlreicher Helfer, auch von der Firma Akzo Nobel, wurden sie an nur einem Tag aufgebaut.

2013

Aufgrund der erfolgreichen und umfangreichen Neugestaltung des Spielplatzes im Vorjahr entwickelte sich der Waldspielplatz immer mehr zum heimlichen Mittelpunkt der Siedlung. Wurden manche Siedlungsfeste noch auf dem Wendeplatz gefeiert, wich man nun gerne auf den neuen Waldspielplatz aus. Das 60-jährige Bestehen der Siedlung im Jahre 2013 wurde groß gefeiert. Ein Festprogramm wurde erarbeitet. Die Straße wurde abgesperrt. Ein Zelt und eine Hüpfburg wurden aufgebaut. Dieses Ereignis führte zu einem erneuten umfangreicheren Arbeitseinsatz. Ein Volleyballfeld wurde auf dem Fußballfeld aufgeschüttet und eine neue Torwand wurde errichtet.

2017

Die obergerichtliche Rechtsprechung stellte neue Anforderungen an die Betreiber von Spielplätzen. Dies nahm der IVU im April 2017 zum Anlass, den Zustand des Waldspielplatzes „Am Flüddert“ von einem Gutachter überprüfen zu lassen. Und dann ging leider alles ganz schnell. Als das Gutachten über den Spielplatz „Am Flüddert“ Anfang Juni vorlag, gab es für den Interessen-Verein keine Wahl mehr. Der Spielplatz musste umgehend gesperrt werden. Die Haftungsrisiken für den IVU als Betreiber waren einfach zu groß. Bäume waren teilweise nicht mehr standsicher und etliche Spielgeräte entsprachen nicht mehr den aktuellen Normen. Die geschätzten Kosten für die Sanierung sollten sich auf ca. 3.000 € belaufen.
Der IVU veranstaltete eine Anwohnerversammlung auf dem Spielplatz. Die anwesenden Bewohner beschlossen, den Spielplatz zu sanieren. Sie stimmten für eine jährliche Umlage von mindestens 12.- € im Jahr pro Haushalt in der Siedlung. Waldeigentümer Josef Helmer stimmte zu, einige Bäume zu fällen. Dies nahm er dann auch selbst mit der Unterstützung vom „Flüddert“ in die Hand. Die 2012 aufgestellten Geräte waren noch in Ordnung. Aber das alte Schaukelpferd, das Klettergerüst sowie die Rutsche waren nicht mehr normgerecht und mussten entfernt werden. Die restlichen Geräte wurden repariert. Mittels einer Fräse wurden die Baumstümpfe beseitigt. Der Platz wurde etwas verkleinert, planiert und Rasen wurde eingesät. Über 50 Tonnen Fallschutzsand liegen jetzt unter den Spielgeräten und weitere ca. 100 Tonnen Mutterboden und Füllsand wurden als Ausgleich auf dem Waldboden ausgebracht.
Im Oktober 2017 endete ein eigens für den Spielplatz angelegtes Crowdfunding-Projekt bei der VR-Bank mit einem sagenhaften Ergebnis. Statt der angestrebten 1.500 € waren 5.152 € zusammengekommen (siehe hier). Außerdem flossen aus einer Spendenaktion bei der INGDiBa, die parallel lief, noch 1.000 € in die Finanzierung ein. Rechtzeitig vor der offiziellen Wiedereröffnung wurde noch die als „Frida’s Bar“ bekannte kleine Hütte aus der Siedlungsmitte auf den Spielplatz versetzt und leis-tete bereits zur Eröffnung gute Dienste. Im Zuge der Glasfaserverlegung in der Siedlung wurden unterhalb der Straße ein Stromkabel und eine kleine „Wasserleitung“ zu einem der Anwohner verlegt. Jetzt liegt auch Strom und fließend Wasser direkt am Spielplatz.

2018

Im März 2018 konnte die Sperrung aufgehoben werden. Offiziell wurde der Spielplatz im Juni 2018 wiedereröffnet. Als kleines Dankeschön für die zahlreichen Spender wurde anschließend ein Einweihungsfest gefeiert. Bei einem gemütlichen Umtrunk wurden Bausätze verschiedener Vogelhäuser für die Kinder bereitgestellt, die teilweise heute noch den Spielplatz säumen. Mittlerweile werden sie auch gut genutzt, von Meisen, Spatzen und Trauerschnäppern.
Es fehlte aber noch ein neues Spielgerät, eine Vogelnestschaukel. Im Oktober wurde die Nestschaukel endlich geliefert und in Eigenleistung aufgestellt. Sie ist aus dem besonders wetterfesten Robinienholz und hat mit dem Fallschutzsand über 3.000 € gekostet. Möglich wurde die Anschaffung durch die Spenden im Rahmen der Crowdfunding-Projekte bei der VR-Bank Kreis Steinfurt (heute Volksbank im Münsterland) und der Kreisparkasse Steinfurt.

2019

Durch eine weitere Finanzierung auf der Crowdfunding-Plattform der Kreisparkasse kamen schnell 919.- Euro für eine Tischtennisplatte zusammen. Diese wurde umgehend beschafft und aufgestellt.

2021

Im Zuge der jährlichen TÜV Prüfung durch den Spielplatzprüfer wurden nur einige kleine Mängel festgestellt, die von den Anwohnern bereits im April zügig abgearbeitet wurden. Bei diesem ersten und hoffentlich letzten Arbeitseinsatz unter Coronabedingungen sind erstmalig einige neue junge Väter erschienen. Hier zeichnet sich erneut ein Generationenwechsel ab.

Bei diesem Arbeitseinsatz wurde der Wunsch nach einem Kleinkinderspielgerät geäußert. In Rekordzeit ging es nun an dessen Verwirklichung. Eine Crowdfunding-Aktion bei der Volksbank Münsterland Nord wurde ins Leben gerufen (siehe hier). Nach nicht einmal 30 Tagen war der gewünschte Betrag von 2.450 Euro dank der Spendenbereitschaft der Uffelner zusammengekommen. So stand der Bestellung und dem zügigen Aufbau des Spielgerätes nichts mehr im Wege. Der Standort wurde auf dem Spielplatz festgelegt, der geforderte Fallschutzbereich von 28 qm wurde 40 cm tief ausgehoben und das Spielgerät aufgestellt. Die vorhandene Kunststoffröhre wurde mit eingebunden, so dass die Kinder jetzt einen vergrößerten Spielbereich haben. Angrenzend an dem Sandkasten wurde hier eine perfekte Spielecke für Kleinkinder gestaltet. Eine Ausbuchtung aus Sandstein für eine Sitzecke wurde gleich mit eingeplant. Zwei Bänke und ein Tisch sollen demnächst zum Verweilen einladen.
30 Tonnen Fallschutzsand wurden mit dem Trecker verteilt, der Großteil unter dem neuen Spielgerät. Der Rest wurde unter den angrenzenden Spielgeräten aufgetragen, da die letzte TÜV Begehung dies eingefordert hatte. Kaum war der erste Sand verteilt, spielten schon die ersten Kleinkinder begeistert auf dem neuen Spielgerät.
Durch einen weiteren Bonus der Volksbank kamen bei dieser Crowdfunding Aktion insgesamt 4.000 € zusammen, so dass auch die Beseitigung des Totholzes aus den Kronen der Bäume durch eine Fachfirma ausgeführt werden konnte.

2023

Ein Herbststurm im Jahre 2022 hat das Dach der Schutzhütte beschädigt. Bei der genaueren Überprüfung ergaben sich noch weitere Mängel. Ein Außenanstrich war ebenfalls dringend nötig. Der mittlerweile desolate Zustand der Tische und Bänke ließ schon lange zu wünschen übrig.
Dies hat den Interessenverein dazu bewegt, sich beim Leader Projekt Tecklenburger Land anzumelden. Berücksichtigt wurde der Spielplatz mit einer Kleinprojekt-Förderung von fast 5.000.- Euro.
In mehreren Arbeitseinsätzen wurde die Schutzhütte abgeschliffen und neu gestrichen, die Traufkante mit einem Bleiband verstärkt und das Dach mit Schindeln neu eingedeckt.
Des Weiteren wurden vier stabile Sitzbänke und ein passender Tisch angeschafft.

Die alten Bänke und Tische der Schutzhütte wurden überarbeitet und am neuen Radweg aufgestellt. Dieser wurde ebenfalls vom Interessenverein Uffeln realisiert.
Im August 2023 wurde am Spielplatz ein kleines Siedlungsfest zum 70-jährigen Bestehen der Siedlung gefeiert. Dies wurde zum Anlass genommen, um die Absperrung zur Straße zu verschönern. Die Kinder der Siedlung haben einzelne Bretter bunt bemalt und am Zaun befestigt. So wirkt der Spielplatz von außen noch einladender.
Mit dem restlichen Betrag aus dem Leader Projekt wurde ein drehbares Waldsofa und eine Jugendbank angeschafft.
Die in die Jahre gekommene Torwand konnte nicht mehr repariert werde. Sie wurde abgerissen und entsorgt.


Dank an Spender und Sponsoren

So ist im Laufe der Zeit Am Flüddert ein sehr gut ausgestatter und auch über die Siedlung hinaus beliebter Spielplatz entstanden. Trotz allen Engagements der Flüdderaner wäre dies ohne die vielen Spenderinnen und Spender, aber insbesondere der Sponsoren kaum möglich gewesen.

Ihnen gilt ein besonderer Dank.


Hier können Sie die Geschichte des Waldspielplatzes als Download im PDF-Format herunterladen.